Die Körpersprache der Bäume - Vortrag

Auf unserer Exkursion durch den besonderen Mischwald des östlichen Kaiserstuhls haben wir gesehen, wie Bäume miteinander funktionieren und einen riesigen Gesamtorganismus bilden, den wir schlicht als „Wald“ bezeichnen.

Wir haben gesehen, dass sich der Gesamtorganismus Wald, bzw. hier auf dem Foto die Baumgruppe, im Aufbau und in der Gestalt ganz klar als eine funktionale Einheit präsentiert.

Dabei ist der Wald ohne seine Symbiota nicht existenzfähig: Ohne die Vorverdauung durch Mykorrhizapilze könnten viele lebenswichtige Mineralien gar nicht vom Baum aufgenommen und verstoffwechselt werden. Ohne Holz zersetzende Pilze und Millionen von Kleinstlebewesen könnte die nur wenige Zentimeter dünne und deshalb so sensible Humusdecke nicht dauerhaft erhalten werden.

Die zarte Berührung der Zweige führt zu einer exakten Aufteilung des Kronenraumes und zeigt uns, dass es auch in der Gesellschaft der Bäume dominante und rezessive Charaktere gibt. Dabei ist der Kronenkontakt der Formschluss, welcher den schlanken Bestandesbäumen über die Stützfunktion die Gesamtstabilität verleiht.

Wird dieser Kronenkontakt durch menschliche Eingriffe gestört, kann diese Freistellung der Nachbarbäume zu einer katastrophalen Kettenreaktion („Dominoeffekt“) führen.

Überlebensstrategien von Bäumen:

Fremdkörper, wie z. B. ein Nagel oder eine Schraube, werden entweder adaptiert (eingeschlossen) oder eingekapselt und abgeworfen.

Nach einem Hangrutsch richtet sich der geneigte Baum von selbst wieder auf.

Erfährt eine Seite der Krone einen höheren Winddruck als die andere, so dreht sich der Baum um die eigene Achse, damit die Unterschiede zur Erhaltung der Stabilität ausgeglichen werden.

Bekommen die Blätter eines Starkastes deutlich weniger Sonnenlicht ab als andere Teile der Krone, kann ein Laubbaum einen Ast umlegen, bis dass er in die entgegengesetzte Richtung zeigt und somit wirkungsvoller zur Erhaltung der Vitalität beitragen kann.

Durch das Zusammenwirken dieser und weiterer Mechanismen (Tropismen) entsteht die Gestalt eines Baumes.

Im Baumzentrum Kaiserstuhl zeigt Martin Zeller, Wissenschaftler und Pionier auf diesem Fachgebiet, anhand eindrucksvoller Exponate und Fotobeispiele wie die Morphologie des Einzelbaumes und damit seine Körpersprache entsteht.

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